ESG und Nachhaltigkeit – zwei Schlüsselthemen, die als Megatrends inzwischen auch für den Mittelstand absolut notwendig sind, führen einen Wertewandel herbei und müssen künftig in jeder Unternehmensstrategie integriert werden.

By Tapani Hänninen

Dieser Artikel erschien erstmalig online in Czerwensky intern, www.Czerwenskiy.de, Ausgabe Nr. 70 vom 8. April 2022

Nicht erst seit der UN-Klimakonferenz COP 26 im November 2021, wo BlackRock-CEO Larry Fink das Thema ESG mit sehr bildhaften Beispielen umschrieben hat, ist Nachhaltigkeit auch beim deutschen Mittelstand nicht nur salonfähig, sondern eine absolute Notwendigkeit geworden. Es ist davon auszugehen, dass nachhaltige Unternehmensführung einer der nächsten Megatrends werden wird. Den damit verbundenen Wertewandel muss jedes Unternehmen bei seiner Strategie ab sofort konsequent berücksichtigen.

Für Firmen heißt das in der Praxis: Es müssen belastbare Strategien ausgearbeitet werden, in existierende Strukturen übertragen und vor allem deren adäquate Umsetzung regelmäßig vor- und nachgewiesen werden können. Denn Greenwashing-Vorwürfe werden inzwischen nicht nur konsequent bestraft, sondern sind auch langfristig reputationsschädigend. Eine integre Unternehmensführung hingegen erhöht die Wahrscheinlichkeit für nachhaltigen Erfolg entscheidend.

Um dem gesellschaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit auch in der Private-Equity-Welt gerecht zu werden, haben Finanzinvestoren ihre internen Investmentkriterien stark angepasst oder bereits komplett neu definiert. So wird schon in der Due Diligence Phase dem Thema Nachhaltigkeit viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Zudem haben sich in der jüngsten Vergangenheit einige neue Finanzinvestoren gegründet, die bevorzugt und teilweise ausschließlich ESG-konforme Transaktionen tätigen.

Ein neuer institutioneller Impact-Fonds hat es beispielsweise kürzlich geschafft, knapp 1 Mrd. Euro zu einzusammeln – und dies in Zeiten großer Unsicherheit.

Damit ESG in den Unternehmen auch die entsprechende Aufmerksamkeit erhält und Einzug indie Prozesse und Strategien findet, beauftragen Unternehmensentscheider immer öfter HR-Experten, um die dafür richtigen Kandidaten zu finden. Die Personalberater sollen bei der Suche nach passende ESG- beziehungsweise Nachhaltigkeitsmanagern unterstützen und diese für den eigenen Konzern gewinnen. Begehrt sind dabei nicht nur Manager, die in einer sehr frühen Phase das Unternehmen beim Portfolioaufbau begleiten, sondern auch Experten, die laufenden ESG-Projekten neuen Wind einhauchen oder Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit proaktiv vorantreiben. Häufig geht es darum, unternehmensinterne ESG-Strukturen so zu implementieren, dass sie die regulatorischen Anforderungen erfüllen – und zwar ohne dabei zusätzliche oder gar parallele Strukturen aufzubauen. Es gilt, Ineffizienzen zu vermeiden, die Kosten für diese zusätzlichen Schritte im Blick zu halten und das neue Erscheinungsbild des Unternehmens effektiv zu vermarkten.

Immer mehr Personalberater werden daher mit der Aufgabe betraut, die für diese Aufgaben benötigten „ESG-Interim-Manager-Perlen“ in einem schwer umkämpften und noch recht unerschlossenen Markt zu finden. Die Herausforderung: Viele Manager haben den Trend zwar erkannt und schreiben sich „ESG“ auf die Fahne, können in der Praxis aber keine oder zumindest wenig belastbare Erfahrungen und handfeste Skills in diesem Bereich vorweisen. Häufig stellen Kunden im Zuge des Suchprozesses fest, dass die „guten“ schon in festen Händen sind, entweder als Interim-Manager in einem ESG-Projekt oder als festangestellter ESG-Manager in einem Unternehmen.

Gerade in diesen Fällen ist ein sorgfältig-gepflegtes Netzwerk von geprüften Interim-Managern von immenser Bedeutung. Eine erfreuliche Entwicklung, die man insbesondere bei Nachwuchsmanagern beobachten kann, gibt es aber auch: Immer mehr junge Manager spezialisieren sich auf die Themen rund um den Megatrend Nachhaltigkeit, bilden sich aus und weiter und lassen sich zertifizieren, um diese Transformationen zukünftig in einem Unternehmen erfolgreich zu steuern. Private-Equity-Unternehmen können sich also sicher sein, dass sie in Zukunft verstärkt auf eine größere Auswahl von ESG-Managern mit dem passenden Skill-Set zurückgreifen können.

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